Der Bayerische Heilbäder-Verband hat die Staatsregierung aufgefordert, ein eigenes bayerisches Präventionsgesetz vorzulegen. Der Vorsitzende des Verbandes und CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek sagte auf dem 67. Bayerischen Heilbädertag in Bad Königshofen, Ministerpräsident Horst Seehofer habe in seiner Regierungserklärung einen eigenen bayerischen Präventionsplan angekündigt.
„Das ist der richtige Weg. Uns wäre es aber lieber, wenn daraus ein Gesetz wird.“ Mit freiwilligen Vereinbarungen sei man in der Prävention bisher nicht weit gekommen, sagte Holetschek zur Begründung. „Das zeigen die Zahlen. Die Krankenversicherungen investieren rund drei Euro pro Versichertem in die Prävention, und über 3.000 Euro in die Behandlung von Krankheiten. Sie fahren bei der Genehmigung von Kuren auch einen drastischen Sparkurs auf dem Rücken der Patienten. Die Zahl der genehmigten ambulanten Vorsorgeleistungen ist von 900.000 Mitte der 90er Jahre auf 66.000 im Jahr 2012 zurückgegangen. Die Prävention ist in den Köpfen der Verantwortlichen im Gesundheitswesen noch nicht richtig angekommen.“ Konkret verlangte Holetschek die Einführung von Gesundheit als Schulfach in Bayern, ein Präventionsprogramm für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, und ein institutionalisiertes Bündnis für Gesunde Mitarbeiter in Bayern. „Dieses Bündnis mit Vertretern der Krankenkassen, der Tarifvertragsparteien, der Politik und aus der Gesundheitswirtschaft kann ein nachhaltiges Modell für Prävention erarbeiten. Denkbar ist auch die Einrichtung von Gesundheitsagenturen als Ansprechpartner für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei Fragen von Prävention und Rehabilitation. Gesunde Mitarbeiter sind das Kapital eines Unternehmens, deshalb lautet hier das Motto ‚Wertschöpfung durch Wertschätzung‘.“ Außerdem erwarte der Verband, dass sich die Staatsregierung beim Bund für Gesetzesänderungen zur Prävention stark mache. „Die Kur muss zur Pflichtleistung der Kassen werden. Beim betrieblichen Gesundheitsmanagement fordern wir, dass die steuerlich absetzbaren Beiträge der Unternehmen für Gesundheitsmaßnahmen pro Arbeitnehmer von 500 auf 1.000 Euro erhöht werden. Die Heilbäder und Kurorte in Bayern müssen bei der Weiterentwicklung der Prävention als Kompetenzzentren der Gesundheitswirtschaft mit ihren Ressourcen angemessen beteiligt werden.“
Prof. Dr. Günter Neubauer vom Institut für Gesundheitsökonomik München warnte auf dem Heilbädertag vor den Folgen des finanziellen Ungleichgewichts zwischen Beitragszahlern und Patienten. Schon heute sei abzusehen, dass es im Jahr 2060 rund 15 Millionen aktive Beitragszahler weniger und rund 5 Millionen Leistungsempfänger mehr in Deutschland geben werde. „Dieses Ungleichgewicht droht zu einer Überforderung der Beitragszahler und schlechter Versorgung der Patienten zu werden“, so Neubauer. “Für die Wirtschaft heißt das, die Arbeitsplätze so zu gestalten, dass auch bis zum 70. Lebensjahr Arbeit möglich ist und zudem Freude macht.“ Kritisch bewertete Neubauer die bisherigen Ergebnisse zur Gesundheitspolitik bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin. Sie ließen nicht erkennen, dass die demografischen Herausforderungen in ihrer Tragweite ernst genommen werden.